002 Uwe Manasse

The Sensory Journal In Conversation with

Über Moleküle, Magie und die Kunst einen Duft zu denken

In Conversation With widmet sich Persönlichkeiten, die mit Ideen, Haltung und Handwerk eigene Welten erschaffen und Teil unserer by MARYMARY Community sind. Gespräche über Mut, Ästhetik und das, was bleibt.

Uwe ist Parfümeur, Komponist und Geschichtenerzähler – einer, der das Unsichtbare zum Sprechen bringt. Seit vielen Jahren komponiert er Düfte, die mehr sind als bloße Formeln: kleine Welten aus Molekülen, Erinnerung und Gefühl.
Im Gespräch erzählt er von seinem Weg in die Welt der Aromen, vom feinen Tanz zwischen Wissenschaft und Kunst – und von der Zusammenarbeit mit Marie, aus der escape the ordinary entstand.

Uwe, du bist seit vielen Jahren Parfümeur. Kannst du uns mitnehmen: Wie hat dein Weg in diese Welt begonnen?

„Es war und ist ein Aroma und Duftweg. Ich war Delikatessenhändler, absolvierte eine Heilpraktikerausbildung- Schwerpunkt Aromatherapie, eine Kosmetikerausbildung und war dann jemand, der behauptete Parfum komponieren zu können. Dann trat mein Lehrmeister auf den Plan, bewies mir das Gegenteil und bildete mich aus. Den Weg durchs Leben, den Roten Faden auf dem man läuft, rennt, tanzt, diesen erkennt man erst, wenn man sich umdreht. Man spinnt diesen Faden selbst.“

Als Parfümeur braucht man ein feines, geschultes Gespür. Wann hast du erkannt, dass dein Geruchssinn etwas Besonderes ist?

„Mein Geruchssinn ist Fluch und Segen zugleich. Als Kind erkannte ich, dass z.B. die Milch in 2 Tagen nicht mehr gut sein wird und in der S-Bahn erahne ich, wie der Tag bisher bei ihm oder ihr gelaufen ist. Das ist, sagen wir immerhin noch „interessant“. Doch bei einem fein hergerichteten Mahl, einem kunstvollen Cocktail oder einem Tag im Wald ist es ein Geschenk.“

Lässt sich eine „Nase“ trainieren wie ein Muskel? Oder ist das eine besondere Begabung, die man mitbringt?

„Neben physiologischen Fähigkeiten die sich nicht verändern lassen, z.B. wie das Siebbein beschaﬀen ist, durch welches die Riechfäden ragen, ist es sehr eﬀektiv trainierbar. Und man hat im Alltag auch etwas davon. Denn im Hirn werden noch sehr wenig erforschte Teile, denen teilweise mystische Fähigkeiten zugesprochen werden, verbunden mit den Sprachzellen. Das führt zu emotionaler Präsenz und -Eloquenz, die ich jedem so sehr wünsche.“

Für viele klingt „Parfümeur“ fast mystisch. Wie sieht dein Alltag zwischen Labor, Molekülen und kreativen Ideen tatsächlich aus?

„Duftwerk entwickelt Parfums für andere. Für mich arbeite ich zumeist an Dingen, die nie auf den Markt kommen, jedoch einfließen in Kompositionen für andere. Außerdem sammeln meine Leute und ich Wissen und entwickeln Duftwerkzeuge, für Sport, Therapie, Betreuung. Wir veranstalten Workshops und Seminare, bieten Consulting für Parfum- und Kosmetikfirmen an und beschäftigen uns mit dem Finanzamt, wie jede Firma. Und ein bisschen von alledem gestaltet meinen Alltag.“

Wenn du an einen Duft herangehst: Beginnt er für dich eher wissenschaftlich mit Molekülen und Struktur oder kreativ mit einer Stimmung oder Geschichte?

„Stimmung triﬀt es schon ganz gut. Ich frag mich, „was ist die Seele dieser Aussage?“. Wenn z.B. jemand ein Parfum beauftragt, für das eigene Unternehmen, dann frag ich „welche sind die Werte und Visionen Ihrer Unternehmung.“ Das macht unfassbar viel Freude. Denn z.B. ein Friseur oder die Inhaberin eines Modegeschäfts wird so von mir gefordert nachzuspüren, über die eigene Unternehmung als so etwas wie ein wunderschönes Lebewesen, einen "Geist“, den wir dann in die Flasche zaubern.“

„Wenn sie überrascht sind, versonnen nicken und das Gefühl haben, dass ich mit ihrer Seele getanzt habe, dann haben meine Leute und ich alles richtig gemacht.“

Escape the Ordinary

Weißt du noch, wie dein erster Kontakt mit Marie war und was dich an ihrer Vision sofort angesprochen hat?

„Mein erster Gedanke war: Eine tolle junge Frau, die etwas unternehmen möchte. Trotz vielerlei Unbill, Skeptiker und angstvolle Neider, die sofort auf dem Plan waren, stand sie da und sagte: Wir machen gemeinsam etwas, was so klar strukturiert ist, dass es nur vollkommen schön sein kann. Das bereitet mir bis heute Freude und imponiert mir.“

Marie sagt selbst, dass sie von Natur und Kreativität inspiriert ist, du bringst wissenschaftliche Präzision und ein feines Gespür mit. Wo habt ihr euch in der Mitte getroffen?

„Im Gespür. Ich habe schon Parfum für Marken gemacht, die dem Markt gefallen wollen. Maries erstes Parfum hat seinen Namen zurecht. Es ist der Geist für jene, die wissen, dass es hinter dem Durchschnittlichen noch sehr viel mehr gibt.“

Welche Rolle spielten die ausgewählten Moleküle?

„Parfum war seit dem Tag, an dem die Destille vor rund 3000 Jahren erfunden wurde, High Tech und hoch relevanter Bestandteil, machmal der Popkultur, manchmal der Avant Garde bestimmter Zeiten. Die von Marie und mir gewählten Moleküle zitieren die Natur. Ähnlich der Architektur im Jugendstil. Man könnte auch „Sandelholz, Amber und Patchouli“ sagen. Doch die Wahrheit dieses Parfums ist Avantgardistische Technik, die sich tief vor Mutter Natur verneigt.“

Wie riecht für dich Escape The Ordinary?

„Exakt so wie es heißt. Es ist der Moment, in dem man begreift, dass es jetzt erst richtig los geht, hinter dem Tellerrand, hinter dem Durchschnittlichsein. Es ist organisch. Es bewegt sich, wie ein Umhang aus feinster Seide oder Viskose um die Genießenden, die es tragen. Wenn ich es malen müsste, dann wären es zarte Hauttöne aus aller Welt in großen Flächen. Am Rande der Flächen Glas, welches so geschliﬀen ist, dass das Licht die Farben stets neu vermischt und trennt.“

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Uwe ist Parfümeur, Komponist und Geschichtenerzähler – einer, der das Unsichtbare zum Sprechen bringt. Seit vielen Jahren komponiert er Düfte, die mehr sind als bloße Formeln: kleine Welten aus Molekülen, Erinnerung und Gefühl.
Im Gespräch erzählt er von seinem Weg in die Welt der Aromen, vom feinen Tanz zwischen Wissenschaft und Kunst – und von der Zusammenarbeit mit Marie, aus der escape the ordinary entstand.